Kandidatur für den Parteivorstand
Landesverband Thüringen
- 57 Jahre alt, Kommunalpolitikerin
- Mitglied der GEW sowie bei der RLS und des kopofor Thüringen e.V.
- Stellvertretende Vorsitzende eines Integrationsvereins (futura e.V.)
- Vorstandsmitglied der Volkssolidarität Altenburg
- Mitglied in lokalen Kulturvereinen
- Verheiratet, 2 Kinder, 4 Enkel
- Diplomlehrerin (Mathe/Physik)
Liebe Genossinnen und Genossen,
ich habe es mir mit der Kandidatur nicht leicht gemacht. Mich musste man auch diesmal anstupsen, um ernsthaft darüber nachzudenken und am Ende JA zur Kandidatur zu sagen. JA, also warum nun:
Als kommunalpolitisches Urgestein unserer Partei möchte ich für den Politikbereich Kommunales im zukünftigen Parteivorstand für mehr Aufmerksamkeit werben. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns das Standbein nicht weiter wegbrechen darf und auch ein Schlüssel zum Erfolg auch in den alten Bundesländern werden kann.
Kommunale Selbstverwaltung mitzugestalten, heißt Kümmererpartei sein und Interessenvertreter*in der Leute vor Ort. Sich im Berufsleben stehend zur PDS, nun LINKE, zu bekennen und auf einem Wahlzettel stehend, den Diskussionen im eigenen Umfeld ausgesetzt zu sein, war nach 1990 nicht einfach und ist es auch heute nicht. Als originäre „Vertretung ostdeutscher Interessen“ waren wir vor 30 Jahren konkurrenzlos. Gespräche übern Gartenzaun gab es viele, wer sich in Vereinen vor Ort engagierte, konnte auch in den Kommunalvertretungen Anerkennung erwerben. 30 Jahre später wird es zunehmend schwerer, vollständige Kandidat*innenlisten aufzustellen und die Arbeit der Einzelkämpfer*innen im ländlichen Raum so gut zu vernetzen, damit sich niemand alleingelassen fühlt. Es gilt dies in allen Ebenen der Partei besser miteinander zu verknüpfen und auch damit die Sichtbarkeit der LINKEN zu erhöhen.
Inhaltlich kann ich Einiges an Erfahrungen einbringen, da ich aktuell wieder als Stadträtin und Kreistagsmitglied tätig bin, sowie von 2012-2018 im Amt einer Landrätin Verantwortung im Landkreis Altenburger Land trug. Zuvor arbeitete ich als Abgeordnete 10 Jahre im Bildungs- und im Haushaltsausschuss des Thüringer Landtages. Insbesondere in den sozialpolitischen Themen sowie bei Bildung und Kultur fühle ich mich als Pädagogin kompetent. Finanzpolitische Themen sind mir nicht fremd, denn Haushaltspläne sind in Zahlen gegossene Politik. Das in dieser Bundesrepublik die Prioritäten hier nach wie vor falsch gesetzt sind und Kommunalpolitiker*innen dies vor Ort „ausbaden“ müssen, ist uns allen bekannt.
Kritisch-konstruktive Opposition heißt für die meisten Kommunalpolitiker*innen von uns, sich an der Sache zu orientieren, immer sehr gut informiert zu sein, selbstverständlich mit Betroffenen zu reden und die Vernetzung zu den Abgeordneten der Länder für die inhaltliche Arbeit zu nutzen. Dort, wo wir kommunale Amtsträger unterstützen können, heißt es noch einmal mehr, die Notwendigkeit eines generellen Politikwechsels durch den Bund deutlich und bescheidene Erfolge gemeinsam noch sichtbarer zu machen. Es ist eben nicht egal, wer regiert.
In Zeiten, wo es weder Computer noch Internet gab und BO-Versammlungen auch in ländlichen Gebieten noch gut besucht, die Partei durchaus viel diskussionsfreudiger als heute war, gab es stets Kritik an mangelnder Kommunikation. Vor 30 Jahren galt es „Wagenburgen“ aufzubrechen, für eine Mitarbeit in Kommunalvertretungen wurde geworben, auch Parteilose gaben und geben wichtige Impulse. Mein Eindruck ist es, dass gerade innerparteiliche Wagenburgen wieder gebaut werden und die Offenheit für Neues oftmals fehlt und Lagerdenken bzw. Vorurteile wieder verstärkt um sich greifen. Das müssen wir im neuen Vorstand schnell ändern, Teamarbeit abliefern und inhaltlich wieder überzeugend werden.
Gerade auch junggebliebene Ältere, zu denen ich mich zähle, haben Lust und auch Zeit, noch viel dazu zulernen. Viko´s und Telko´s werden nicht nur in Coronazeiten notgedrungen ein Mittel der Wahl sein, auch Einzelkämpfer*innen kann man dadurch gut an aktivere Strukturen der LINKEN Nachbarschaft anbinden oder Alleinerziehenden die Arbeit in Vorständen und Fraktionen besser ermöglichen. Hauptamtliche Mitarbeiter*innen als Dienstleister in allen Geschäftsstellen müssen gute Netzwerker*innen und Moderator*innen werden, um Entfernungen mehr und mehr zu überwinden. Gerade das sollte auch für die inhaltliche Arbeit unserer Kommunalpolitiker*innen gelingen. Ich habe in den letzten 1,5 Jahren intensiv an der Arbeit einer Strategiegruppe der RLS teilgenommen, die mit neuen Methoden und Vernetzungstreffen interessante Projekte identifiziert hat, die nun ins Laufen kommen sollen. Hoffentlich. Auch dafür würde ich mich im Falle meiner Wahl engagiert einsetzen.
Kommunalpolitik ist echte Kärrnerarbeit über viele Jahre. Das man in der Politik dicke Bretter bohren muss, ist uns klar. Privatisierungen verhindern, Soziales als Markenkern sichtbar werden lassen sowie insbesondere in Bildung und Kultur zu investieren, darauf können sich Wähler*innen von uns in den Kommunen verlassen.
In den nächsten beiden Jahren möchte ich im Parteivorstand dafür konstruktiv streiten dürfen, auch um mehr Sichtbarkeit für Kommunalpolitik zu erreichen. Deshalb werbe ich um Eure Stimme.